Es weihnachtet sehr?

East London, Südafrika, den 20. Dezember 2017

 

 

Moin,

 

 

ein weiterer Monat ist vergangen und in Deutschland wird es kälter und kälter während es hier in Südafrika heißer und heißer wird. Es ist wieder sehr viel passiert in den letzten Wochen, weshalb ich mir jetzt die Zeit nehme, es niederzuschreiben bevor ich es wieder vergesse.

 

Mitte November fand das Weihnachtssingen der Schule statt. Für deutsche Verhältnisse zwar recht früh in der Saison, bedenkt man jedoch, dass die Kinder nur noch maximal zwei weitere Wochen in der Schule anwesend sind, ein guter Zeitpunkt, denn die gesamte Schule musste Examen für alle Fächer schreiben. Sobald diese fertig geschrieben waren, würden die Kinder nicht mehr zu Schule kommen, da die Eltern das Geld für den Transport sparen könnten. Die „Carols by Candlelight“-Veranstaltung lief jedenfalls genauso ab, wie man es erwartet hatte, der Chor sang Weihnachtslieder, das Krippenspiel wurde aufgeführt und insgesamt unterschied sich alles nicht wirklich von dem, was man gewohnt war. Abgesehen von den Temperaturen vielleicht…

 

Am folgenden Tag, einem Freitag, haben uns Mr. Gamiet und seine Ehefrau zu sich nach Hause zum Poikie eingeladen. Ein Poikie ist ein großer eiserner Kessel, indem man auf offenem Feuer kocht und Fleisch und Gemüse gart. Als traditionelles südafrikanisches Gericht ist es sehr beliebt im ganzen Land. Zuerst wirft man Fleisch in den Poikie, wahlweise Lamm oder Rind, aber anderes Fleisch geht natürlich auch. Wenn das Fleisch gut durch ist, kommen alle möglichen Gemüsesorten in den Topf und Sauce oben drauf. Damit der Poikie schön saftig ist, fügt man ab und zu Wasser oder auch Bier hinzu. Diesen Poikie machte Mr. Gamiet mit Lamm, dazu gab es Reis. Nach dem Essen schauten wir noch gemeinsam Cricket und wir bekamen die Grundlagen erklärt, damit wir demnächst auch mal Cricket in East London Live sehen können.

 

Am 24. November fand die letzte Assembly, die letzte gemeinsame Versammlung aller Schüler in der Aula statt und es wurden zwei Lehrerinnen geehrt, die die Schule verlassen werden. Unter lautem Applaus der Schüler durften sie durch ein Spalier gehen, während die Schulhymne gesungen wurde. Die Lehrer gaben der Schülerschaft noch einige weise und weisende Worte mit, beispielsweise, dass die Kinder vorsichtig beim Baden im Meer sein sollen oder niemals mit zu Fremden gehen sollen, und danach kam das Wochenende. Einige SchülerInnen des 7. Jahrgangs musste jedoch noch auch nach der Assembly noch bleiben, denn die Laureus Sport For Good Foundation hatte sich angekündigt. Die Laureus Sport For Good Foundation ist eng mit Daimler verbunden und unterstützt lokale Projekte wie WavesForChange hier in East London. Headgirl Jazmin wurde ja bereits im September zu einer Podiumsdiskussion im Daimler-Werk in East London eingeladen und nun sollen sie und ihre Freundin Fallon einen Auftritt in einem Kurzfilm bekommen, der im kommenden Jahr während der Laureus-Awards in Monaco gezeigt wird. Dafür sollten sie jeweils einen Satz sagen und eine kurze Szene musste dazu gedreht werden. Das Filmteam bestand komplett aus Deutschen und Mr. Gamiet nutzte dies natürlich aus, um die ankommenden Filmemacher auf Deutsch zu begrüßen und dadurch erstmal gründlich zu verwirren. Heidenspaß für uns, da wir natürlich wussten, dass er gerne mal Leute auf die Schippe nimmt. Zwar habe ich das Endprodukt des Films noch nicht gesehen, aber ich bin mir sicher, dass er super geworden ist.

 

In der letzten Novemberwoche, die gleichzeitig auch die Woche des Schuljahres war, wurden die angesammelten Klassenkassen geplündert und der ein oder andere Jahrgang machte einen letzten gemeinsamen Ausflug, auch genannt „Class Party“. Für die Jahrgänge 2 und 3 ging es an den Orient Beach, einen privaten Strand nahe des Stadtzentrums mit einer großen Poolanlage. Während die Lehrerinnen sich um die Verpflegung kümmerten (in Südafrika ist es nötig, dass die Kinder alle anderthalb Stunden gefüttert werden ;-) ), kümmerten Victoria und Ich uns um die 120 Kinder im Wasser, was sich zwar nach einer harten Aufgabe anhört, allerdings eher spaßig war, da die Kinder meinten, sie müssten sich eher um uns kümmern als anders herum. Als Snacks gab es jedes Mal Pizza, Burger und Eis, weshalb ich in dieser Woche nicht einmal einkaufen gehen musste, da ich jedes Mal so satt war, dass ich nicht mehr essen musste. Jahrgang 6 hingegen zog es in einen Wasserpark auf der West Bank des Buffalo Rivers. Mit 12 Minitaxis (Marke Toyota Quantum) und lautstarker Beschallung fuhren wir im Konvoi durch East London. Angekommen sprangen die Kinder ins Wasser und die Lehrer machten Feuer für den Braai. Braai für knapp 20 Leute zu machen ist schon eine Herausforderung, aber 130 ist dann schon eine ziemliche Ansage. Mit 2 Stunden Verspätung waren alle gesättigt und wohlbehalten zurück in der Schule.

 

Am 27. November fand die Farewell-Party für den 7. Jahrgang statt (Verabschiedung). Die Schule wurde dafür stundenlang hergerichtet und geschmückt und die Küchenfrauen dachten sich ein 3-Gang-Menü für den gesamten Jahrgang und die Lehrer aus. Kurze Reden wurden gehalten, auch ich durfte ein paar schlaue Worte an die Schüler weitergeben. Jeder Teilnehmer bekam ein Glas mit einem Zitat Franz von Assisis geschenkt, dass ihn an die Schulzeit an der A.W. Barnes erinnern soll. Viele Fotos wurden gemacht und beinahe alles aufgegessen, auch wenn die letzten 2 Stücke Torte für eine Tortenschlacht unter den Lehrerinnen draufgingen, in die ich mehr oder weniger auch verwickelt war…es wurde zwar Rache angekündigt, bis jetzt blieb aber alles ruhig.

 

Nach der Farewell-Party kamen dann wie angekündigt auch keine Kinder mehr zur Schule, wir mussten jedoch noch jeden Morgen aufstehen und hinfahren, wo wir unsere Zeit hauptsächlich damit verbrachten, Kaffee zu trinken. Dabei fiel mir auf, dass die Südafrikaner doch sehr auf Zucker in ihren Getränken stehen und mich jedes Mal ungläubig anschauten, als ich schwarzen Kaffee trank. Nach 4 Stunden des Kaffeetrinkens kamen dann auch die Lehrerinnen des 2. Jahrgangs auf die Idee, dass wir ihnen bei der Unterrichtsvorbereitung für das nächste Jahr helfen könnten, und so hatten wir eine, wenn auch sehr einseitige, Aufgabe für die nächsten 4 Tage. Am Dienstag, den 5. November, traf sich dann nochmal das gesamte Kollegium mitsamt allen anderen Angestellten der Schule zur Weihnachtsfeier im West Bank Golf Club, direkt am Meer mit einem eigenen Leuchtturm. Motto der Weihnachtsfeier war „Navy“, und allen wurde gesagt, man solle sich doch bitte nur in Rot, Weiß & Marineblau anziehen, gestört hat das jedoch wenige. Allen wurde eine fröhliche Weihnacht gewünscht, denn die ersten Lehrer fuhren danach direkt in den Urlaub, beispielsweise zu den CapeTown-Sevens, einem Turnier der 7er-Rugby Reihe, welches im Dezember in Südafrika ausgetragen wurde.

 

Freitag, der 8., war dann auch endgültig der letzte Schultag und wir wurden mit Waffeln und Eis empfangen, es wurden alle Lehrer endgültig in die Ferien geschickt und für die Hausmeister wurde zusammen ein Braai gemacht, als Dank für die erbrachte Leistung während des Schuljahres.

 

Die erste Ferienwoche verbrachten wir aufgrund eines Autounfalls der Volunteers aus Coffee Bay, beim dem glücklicherweise nichts allzu Schlimmes passiert ist, in Port Elizabeth zusammen. Am 23. Dezember starten wir von East London aus erneut nach Port Elizabeth, um dort zusammen Weihnachten zu feiern und fahren danach über die Garden Route nach Kapstadt für Silvester und Neujahr. Am Dreikönigstag werden wir wieder zurück in East London sein, die letzten Ferienwochen genießen und ich werde mit den Ruderern die letzten 5 Wochen für die Vorbereitung auf die Buffalo Regatta Anfang Februar nutzen.

 

Zu sagen bleibt noch, dass es jetzt zwar nur noch wenige Tage bis Heiligabend ist, es sich jedoch nicht im Geringsten danach anfühlt, auch wenn überall in der Stadt Weihnachtslieder gespielt werden und Deko hängt. Vielleicht liegt das an der durchschnittlichen Temperatur von 25 Grad Celsius hier, die für Dezember sehr ungewöhnlich ist.

 

Euch allen eine gesegnete Weihnacht und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2018,

 

 

 

euer

 

Johannes

 

 

 

 

 

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