Ankunft im Ostkap

East London, Südafrika, den 17. September 2017

 

 

 

 

Drei Wochen sind jetzt vergangen seitdem ich in Johannesburg gelandet und in Südafrika angekommen bin. Drei Wochen, in denen wir Freiwilligen aus Niedersachsen ein Land kennenlernen konnten,  das in so vielen Hinsichten anders als das uns bekannte Deutschland ist. Viel ist bereits passiert in diesen drei Wochen, aber der Reihe nach:

 

 

 

Am Sonntag, den 27. August 2017 reiste ich aus Osnabrück ab mit Ziel East London in Südafrika. Am Sonntag verließ ich die Bundesrepublik zum ersten Mal für einen Zeitraum von mehr als einem Monat. Ein totales Novum für die meisten von uns! Nach 10 anstrengenden Flugstunden in einer South African Airways Maschine betrat ich zum ersten Mal den afrikanischen Kontinent. Erster Eindruck: Sieht eigentlich ziemlich modern und hochentwickelt aus! Das komplette Gegenteil zu dem Bild, das in Deutschland sehr weit verbreitet ist. Weitere 8 Stunden Aufenthalt in Johannesburg mussten geschafft werden, bis wir das Flugzeug nach East London boarden konnten. Dort wurden wir dann sehr freundlich von Brett empfangen, dem Projektmanager des ASC 1846 Göttingen e.V., den wir bereits beim letzten großen Seminar in Göttingen kennenlernen durften. Brett zeigte uns unser Grundstück im Stadtteil Berea, wo wir in zwei Häusern aufgeteilt wohnen werden. Für den Abend lud er uns in seine Pension in Bunkers Hill ein, um uns in Südafrika willkommen zu heißen und gemeinsam das erste Bier zu trinken und Pizza zu essen. Auf dem Rückweg hatten allerdings noch 2 von 3 Autos eine Panne, sodass wir den nächsten Tag auf Autofahren verzichten mussten, da alle Autos vorsichtshalber noch einmal in die Werkstatt gebracht wurden.

 

Die erste Woche in Südafrika hatten wir frei. Dies war auch von Nöten, da wir zuerst einmal beide Häuser grundreinigen mussten, was glatte zwei Tage in Anspruch nahm, sich aber auch gelohnt hat. Zudem mussten wir die Umgebung erkunden und uns richtig einleben. Am Freitag wurden wir zum ersten Mal bei unseren Einsatzorten vorgestellt, Victoria und ich bei der A.W. Barnes Primary School, Lasse und Johanna bei der Parkside Primary School, Jannes bei der Floradale Primary School (Paula fliegt erst Dienstag nach Südafrika) und Theresa und Tabea im East London Child and Youth Care Center. An der A.W. Barnes empfing uns Mr. Lottering, der stellvertretende Schulleiter, und führte uns durch die Klassen. Wir wurden sehr stürmisch von den „Learnern“ begrüßt, da diese sich riesig auf die Sportstunden, die „PT-Lessons“ freuten. Nachdem wir so ziemlich alle Klassen einmal besucht hatten, empfing uns Mr. Gamiet, der Schulleiter. Mr. Gamiet ist ein sehr offener, freundlicher und interessierter Mensch, der uns direkt in den Gottesdienst in der Gemeinde einlud, damit die Gemeinde uns für die Dauer unseres Freiwilligendienstes segnen konnte. Nächste Station war die Parkside Primary School, einige hundert Meter von meiner Schule entfernt. Hier werden in den nächsten 12 Monaten Lasse und Johanna arbeiten. An dieser Schule wurden wir bereits auf dem Parkplatz von Schülern umzingelt, sodass es einige Zeit dauerte, bis wir endlich das Schulgebäude betreten konnten und die mit dem Projekt betreuten Lehrer Lasse und Johanna begrüßen konnten. Die Parkside Primary ist etwas chaotischer als die A.W. Barnes, unter anderem, da es momentan keinen Principal gibt. Trotz allem läuft das Projekt seit einigen Jahren sehr erfolgreich hier. Dritter Arbeitsplatz war die Floradale Primary School am anderen Ende East Londons, im Township Nompumelelo in Beacon Bay. Dort werden Jannes und in einigen Tagen auch Paula arbeiten. Als wir durch Nompumelelo fuhren waren wir doch sehr überrascht, wie groß selbst zwischen den Townships der Unterschied zwischen arm und reich sein kann: In Parkside gibt es beispielsweise richtige Häuser aus Stein mit Gärten und Zäunen, während in Nompumelelo gerade einmal Wellblechhütten vorhanden sind. Die vierte Arbeitsstelle für uns 8 East London-Freiwillige ist das East London Child and Youth Care Center, also ein Kinderheim, wo Theresa und Tabea ganztätig und auch ab und zu am Wochenende die „Aunties“ bei der Kinderbetreuung unterstützen. Als wir mit unserer Vorstellungstour geendet hatten, gab Brett uns noch das Wochenende frei und dazu den Auftrag, einen Mietwagen zu besorgen, da unser Volkswagen Citi, anders als die anderen beiden Autos, nicht mehr zu reparieren sei und er ein neues Auto organisieren müsse. Also fuhren Lasse und ich zu Avis und wir bekamen einen weißen, bequemen und gut laufenden Ford Focus, mit dem ich die Geschwindigkeitslimits auf Südafrikas Straßen austesten durfte.

 

Die erste Arbeitswoche brachte viele neue Erfahrungen. Am Sonntag – Nein, da ist noch kein Unterricht gewesen- waren wir Freiwilligen auf Einladung von Mr. Gamiet in der Kirche The Parish of the Good Shepherd and the Chapelry of St. Laurence im Parkside-Township. Mr. Gamiet, mit Vornamen Geoffrey, stellte uns seiner Familie, unter anderem seinem Bruder Layden Gamiet vor, der den Gottesdienst mitgestaltet hatte. Der typische südafrikanische Gottesdienst kann bis zu vier Stunden dauern, das haben wir hier das erste Mal festgestellt. Aber anders als deutsche Gottesdienste wurde es hier nicht wirklich langweilig. Es herrschte sehr gute Stimmung und die gesamte Gemeinde war die ganze Zeit aktiv, sogar körperlich, wenn der Priester zum Tanzen aufforderte. Gegen Ende des Gottesdienstes wurden wir aufgefordert, den Altarraum zu betreten und uns vorzustellen. Viel wichtiger als unsere Namen und unser Alter waren den Gemeindemitgliedern aber die Tatsache, dass noch keiner von uns verheiratet war, beziehungsweise Kinder hatte. Nach einer für uns sehr erheiternden Vorstellungsrunde wurden wir für unseren kommenden Freiwilligendienst gesegnet und anschließend gab es eine Fotorunde mit allen. Anschließend luden uns Mr. Gamiet und seine Gattin zum Frühstück ein, womit wir überhaupt nicht gerechnet hatten. Insgesamt sorgte allein dieser Gottesdienst dafür, dass ich mich bereits nach wenigen Tagen sehr wohl fühlte. Die Schulwoche beginnt am Montagmorgen mit einer Assembly für die Klassen der Jahrgänge 4 – 7, die laut Plan eine Stunde dauert, jedoch meist etwas länger wird. Danach haben wir zwei Zeitstunden lang zwei verschiedene Klassen in PT, danach 45 Minuten Pause, in denen wir zusammen mit Mr. Gamiet im Lehrerzimmer an einem Tisch sitzen und essen. Zum Essen ist es Tradition, dass einer von uns beiden Mr. Gamiet Roiboostee serviert, zum Glück übertrug er Victoria aber direkt diese Ehre und lehnte mein Angebot ab J . Nach der Pause haben wir weitere drei Klassen und danach Schluss. Mit jeder Klasse probieren wir verschiedene Spiele zu spielen. Wir beginnen mit einem kurzen Aufwärmprogramm, danach spielen wir meist gemeinsam Völkerball oder andere kurze Spiele, nach etwa 20 Minuten müssen die Jungs allerdings Fussball spielen, sodass kein vernünftiges Spiel mehr zustande kommt und man ihrem Drängen nachgeben muss. Nach dem Schulsport haben wir nachmittags die Möglichkeit eigene Projekte zu verfolgen oder andere zu unterstützen, allerdings haben wir hierbei mehr Spielraum.

 

Mein Hauptprojekt wird das Ruderprojekt sein, wofür ich nach der Schule zu den Bootshäusern am Buffalo River fahre. Ortsansässig sind neben den Ruderclubs Buffalo Rowing Club und Leander Rowing Club die Schulruderriegen des Selborne Colleges (Jungenschule) und der Clarendon High School (Mädchenschule). Alle vier Rudervereine sind in der East London Boating Association vereint und teilen sich ein Gelände. Das Bootshaus liegt neben der Steve Biko-Bridge, der größten Brücke über den Buffalo River. Der Bufallo River ist auf ca. 4 Kilometern befahrbar, allerdings ist die Mündung Teil des Hafens von East London, der aufgrund der räumlichen Nähe zur Mercedes-Benz-Fabrik sehr oft von größeren Schiffen genutzt wird, sodass Rudern in diesem Teil verboten ist. Das Ruderprojekt findet in Booten und mit Mitgliedern des Buffalo RCs statt, der erst vor wenigen Jahren wiederbelebt wurde. Die Athleten im Projekt sind zwischen 8 und 16 Jahren alt und stammen meist aus dem Parkside-Township, welches auf der anderen Flussseite liegt. Doch auch andere Schulen wie die Stirling High School nehmen am Projekt teil um eine Ruderabteilung aufzubauen. Da der Buffalo RC über keine nennenswerte Leistungssportabteilung verfügt und ich gerne weiter rudern möchte, bin ich zur Leistungssportgruppe des Leander RCs hinzugestoßen. Mit dem Clubcaptain Kurt van Aardt hatte ich bereits vorher Kontakt aufgenommen, sodass wir schon einiges über einander wussten. Der Plan für die kommende Saison ist also, dass ich für den Buffalo RC als ehrenamtlicher Coach die Junioren und Juniorinnen coache und für den Leander RC in der ersten Mannschaft, im Vierer mit Steuermann als Schlagmann rudere. Saisonziel sind jeweils die lokale Bufallo-Regatta Mitte Februar und die südafrikanischen Meisterschaften im März.

 

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